Uni Basel will mehr private Gelder aber keine Transparenz

«Besondere Form der Zuneigung»:Novartis gehört zu den grössten privaten Geldgebern der Uni Basel. (Bild: RDB/Anton J. Geisser)
Von Simon Jäggi. Androhung von Kosten und Verzögerungstaktik – um gegenüber der TagesWoche die zwölf grössten privaten Geldgeber zu nennen, brauchte die Universität Basel vier Monate. Zum Durchbruch half letztendlich erst die Drohung mit einem Anwalt.
Es war Sommer und die nationale Debatte rund um die private Hochschulfinanzierung hatte ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Die Rekurskommission der Zücher Hochschulen verlangte eine Offenlegung des Vertrags zwischen der Universität und der UBS und die Initianten des Zürcher Appells sorgten sich öffentlichkeitswirksam um die Unabhängigkeit der Universität. Doch in Basel wehte ein milderer Wind.
Antonio Loprieno, Rektor der Universität, betonte einige Tage vor dem Basler Stiftungstag Anfang August die Wichtigkeit privater Geldgeber und profilierte sich mit einer bemerkenswert unkritischen Haltung: Eine private Zuwendung, so Loprieno in einem Interview, betreffe gewissermassen nur die zwei Partner, die Vertraulichkeit bringe zudem «die besondere Form der Zuneigung zum Ausdruck». An der Universität fehlte bis dahin nicht nur ein Reglement über den Umgang mit privaten Geldgebern, es gab auch keine klare Definition: Ob philanthropische Stiftung, privater Geldgeber oder Unternehmen, bei der Uni Basel lief als unter «gestiftete Mittel». Ein systematisches Verzeichnis dieser gestifteten Mittel war auch für den internen Gebrauch keines vorhanden.
Die TagesWoche wollte der Universität zu etwas mehr Übersicht verhelfen und erfragte im August 2013 um eine Liste mit allen privaten Geldgebern, inklusive Höhe des Betrags, Stiftungszweck und Laufzeit. Rasch stellte sich heraus, wie klein das Interesse der Universität an einer solchen Liste war und es begann ein monatelanger Spiessrutenlauf.
In einer ersten Antwort kritisierte die Universität die Anfrage als zu umfassend, worauf wir diese anpassten und auf die dreissig grössten Geldgeber beschränkten. Damit war die Universität einverstanden, stellte «für die Recherche» jedoch Kosten von bis zu 2000 Franken in Aussicht. Nach dem wir uns nach zahlreichen Mails über einen Kostenrahmen von 1000 Franken einigen konnten, machte die Universität einen Rückzieher. «Zuwendungen aus Stiftungen, welche die Universität Basel in den letzten Jahren erhielt, wurden jeweils mittels Medienmitteilungen veröffentlicht und fallen somit nicht unter den Geltungsbereich ihres Gesuchs», schrieb Beat Münch, der Adjunkt des Rektors.
Auf unseren Hinweis, bei einem Grossteil der Mitteilungen fehle die Höhe des Betrags antwortete das Rektorat, «bezüglich derjenigen Medienmitteilungen, die keinen Betrag nennen, kann die Universität dies nicht einseitig ändern». Man könne jedoch die Stifterinnen und Stifter kontaktieren, um sie um ihr nachträgliches Einverständnis zu ersuchen, wobei die Möglichkeit offen bleiben müsse, dass ein Mäzen dieses Ersuchen ablehnt. Und auch hier: «Den zeitlichen Aufwand für diese Rückfragen würden wir Ihnen nach Aufwand in Rechnung stellen.» Während die Verhandlungen stockten verkündete Rektor Antonio Loprieno gegnüber dem Regionaljournal Basel von Radio SRF: «Wir sind dabei, eine Liste mit allen privaten Geldgebern zu erstellen.»
Seit dem ursprünglichen Gesuch waren in der Zwischenzeit mehr als zwei Monate vergangen und wir standen wieder am Anfang. Um die Entwicklung zu beschleunigen, zogen wir nun einen Anwalt bei. Das wirkte: Eine Woche nachdem die Universität über diesen Schritt informiert worden ist, schickte sie am 12. Dezember eine Zusammenstellung mit den, nach eigenen Angaben, dreizehn aktuell wirksamen Stiftungen (gestiftete Mittel von privaten Geldgebern), inklusive Stiftungszweck, Höhe und Dauer.
Die TagesWoche publizierte diese Angaben wenige Wochen später in Form von zwei Artikeln und entschied, sich für den Moment mit diesen Daten zufrieden zu geben.
Eine umfassendere Liste könnte zu einem anderen Zeitpunkt noch eingefordert werden. Ebenso wie die Details der einzelnen Vereinbarungen. Doch dagegen kündigte Rektor Antonio Loprieno bereits Widerstand an. Auf eine entsprechende Nachfrage schreibt das Rektorat: «Dass Sie nun sofort nachstossen und durch Einsichtnahme in die Verträge unsere Angaben überprüfen wollen, können wir nur als Ausdruck eines Misstrauens und als Kontrollanspruch werten, dem wir uns nicht öffnen wollen». Dieser Anspruch auf Kontrolle übersteige den legitimen Informationsanspruch der Öffentlichkeit bezüglich der Finanzierung der Universität.
Simon Jäggi ist Redaktor der Basler Tageswoche